Das im Pariser Klimaabkommen beschlossene Ziel, die Erderwärmung auf maximal 1,5°C zu begrenzen ist eine zentrale Herausforderung der Weltgemeinschaft. Alle grundlegenden Fakten zum Klimawandel und zu den Lösungen für wirksamen Klimaschutz sind bekannt. Einen Vorgeschmack der Auswirkungen der Erdüberhitzung sind in den Dürren, Bränden und Flutkatastrophen zu beobachten, die wir derzeit täglich in den Nachrichten sehen.
Die Dringlichkeit erfordert die Optimierung von Entscheidungs-, Planungs- und Genehmigungsprozessen sowie die maximale Einbeziehung der Bevölkerung. Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung können die erforderlichen Maßnahmen ergriffen und umgesetzt werden.
Die Erstellung des integrierten Quartierskonzeptes für Bargum-West wird durch das KfW Programm 432 „Energetische Stadtsanierung - Zuschüsse für integrierte Quartierskonzepte und Sanierungsmanager“ maßgeblich unterstützt. Die geförderten integrierten Quartierskonzepte haben das Ziel, unter Beachtung städtebaulicher, denkmalpflegerischer, baukultureller, wohnungswirtschaftlicher, demografischer und sozialer Aspekte die Energieeinsparpotenziale auf Gebäude- und Quartiersebene darzustellen, entsprechende Strategien und Maßnahmen zu entwickeln und zu bewerten.
Das integrierte Quartierskonzept betrachtet und verknüpft verschiedene Handlungsfelder der energetischen Stadtsanierung und der nachhaltigen Quartiersentwicklung. Im Hinblick auf die energetische Stadtsanierung wurden im vorliegenden Quartierskonzept folgende Handlungsfelder betrachted
Weitere Handlungsfelder, die im Rahmen des Quartierskonzeptes direkt mit den zuvor genannten verknüpft werden konnten, sind:
Bargum-West liegt in einer der Entwicklungsachsen Schleswig-Holsteins entlang der Westküste Nordfrieslands. Im Ort wohnen etwa 380 Bürgerinnen und Bürger in rund 200 Haushalten verteilt auch etwa 170 Gebäuden. Das ländlich geprägte Quartier hat einen gewachsenen Dorfkern und mehrere Dorferweiterungen mit überwiegend altem Gebäudebestand.
Wir konnten im Rahmen der Erarbeitung des integrierten Quartierskonzeptes eine hohe Anzahl an Bewohnern erreichen und am Bearbeitungsprozess teilhaben lassen. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die Auswertungen die Schlüsselrolle des eigenen Verhaltens für eine künftige Optimierung der im Quartier verursachten CO2-Emissionen mehr als verdeutlichen. Es konnten 72 Fragebögen ausgewertet werden, die unter anderem Auskunft über Baualter der Gebäude, im Einsatz befindliche Heizungssysteme, soziodemographische Daten, individuelle Verbrauchsdaten, Informationen zu Mobilitätsthemen geben. Der Rücklauf entspricht ca. 42 % der 170 beheizten Gebäude, was im Vergleich zu anderen Quartierskonzepten eine überdurchschnittlich hohe Quote bedeutet. Diese solide Realfaktenlage im Quartier ermöglichte den Autoren die Studie ohne Rückgriff auf allgemeine statistische Daten erstellen zu können.
In Bezug auf energetische Gebäudesanierung ergab die Untersuchung, dass die Autoren von einer Sanierungsrate von ca. 1,7 % p.a. ausgehen. Allerdings ist der Einfluss, den Wärmebedarf mittels Verhaltensänderung sowie Durchführung eines hydraulischen Abgleichs und Optimierung der Heizungssteuerung zu senken, um den Faktor 5 größer. Aufklärung spielt demnach für eine Senkung der Emissionen eine entscheidende Rolle.
Eine zentrale Großwärmepumpe, betrieben mit emissionsfreiem Strom aus der Region, stellt für die Autoren die sowohl ökonomisch als auch ökologisch optimale Handlungsempfehlung dar. Zur Erhöhung der Realisierungschancen spielt die derzeit vorhandene Förderkulisse eine entscheidende Rolle. Durch diese Maßnahme sind im Vergleich zum Status quo 75 % CO2-Einsparungen realisierbar. Zur Überwindung der wesentlichen Umsetzungshemmnisse empfehlen die Autoren einen starken Fokus auf die frühzeitige vertrauensfördernde Einbindung der lokalen Akteure und Bürger. Dies dient der Identifikation, Akzeptanz und wahrscheinlichen Realisierung der in dieser Studie beschriebenen Maßnahmenempfehlungen.